Der Goldene Maulkorb 2014

Verleihung des Goldenen Maulkorbs 2014 der Landespressekonferenz Thüringen an den Pressesprecher des Thüringer Innenministeriums: Stephan Hövelmans

Laudation von Elmar Otto,

Landeskorrespondent der „Thüringischen Landeszeitung“,

stellv. Vorsitzender der Landespressekonferenz Thüringen

-Es gilt das gesprochene Wort!-

Meine Damen und Herren, das Ergebnis der geheimen Wahl der Mitglieder der Landespressekonferenz war eindeutig.

Der diesjährige Preisträger des Goldenen Maulkorbs hat sich über einen langen Zeitraum mit einer Mischung aus Arroganz und Ignoranz, mangelnder Information und ungenügender Transparenz in unsere Herzen dilettiert.


Dabei wollen wir nicht in Abrede stellen, dass der nun Auszeichnende einen wahren Bauchladen politischer Fallstricke zu kommunizieren hat – und zwar im Innenministerium.

Dort muss man sich bekanntlich um

  1. das Behördenversagen im Zusammenhang mit den NSU-Verbrechen kümmern,
  2. den Verfassungsschutz,
  3. die Polizei,
  4. den Katastrophenschutz,
  5. die Feuerwehr… und vieles mehr.

Und wir Korrespondenten würden oftmals gerne mit ihm darüber reden. Doch die Kontaktaufnahme gestaltet sich mitunter nicht nur schwierig, sie ist unmöglich.

Um die Auffassung unseres Preisträgers von professioneller Arbeit zu verdeutlichen, habe ich ein paar Beispiele von Kolleginnen und Kollegen gesammelt.

Ein Kollege schildert folgenden Vorgang:

“Ich rufe in der Pressestelle des Ministeriums an und niemand nimmt ab. Ich probiere dann immer alle Nummern der Pressestelle durch und lasse mich anschließend frustriert ins Ministerbüro verbinden. Dann kommt der Rückruf prompt.”

Kollege Nr. 2 hat mir dieses berichtet:

„Wenn ich nach Ablauf der in der Regel großzügig bemessenen Frist für eine Anfrage immer höflicherweise noch einmal nachfrage, ob denn noch mit einer Antwort zu rechnen ist, kommt der Pressesprecher jedes Mal mit einer neuen Ausrede um die Ecke.“

Eine kleine Auswahl der Ausreden hat der Kollege mitgeliefert:

  1. „Die Anfrage liegt noch in der Fachabteilung.“
  2. „Die Antwort ist offenbar im System hängen geblieben.“

Beispiel Nr. 3 stammt von einer Kollegin, die mir bis dato eher für ihren Langmut bekannt war:

„Er ist der einzige Pressesprecher, mit dem ich mich am Telefon schon lauthals angebrüllt habe. Er will nicht nur die Antworten seines Ministers steuern, sondern am liebsten auch die Fragen der Journalisten vorgeben. So verbat er sich vor einem telefonischen Interview mit seinem Minister Nachfragen zu einer damals aktuell hochkochenden Affäre und drohte andernfalls damit, dass wir nie wieder etwas aus seinem oder einem anderen Haus exklusiv bekommen würden.”

Ehrlich gesagt, meine Damen und Herren, die Liste ließe sich locker fortsetzen.

Aber, zum einen wartet gleich noch eine erfreuliche Auszeichnung, zum anderen das Buffet.


Deshalb nur noch kurz:

Besonders ärgerlich ist nach Ansicht der Landespressekonferenz, dass wir im vorvergangenen Jahr an dieser Stelle bereits, den Staatssekretär des Innenministeriums mit dem Maulkorb ausgezeichnet und einige Wochen später ein Gespräch mit ihm geführt haben, um das Verhältnis zu verbessern.

Im Nachgang könnte man allerdings jetzt glauben, dass wir bei der Unterhaltung einem Klon aufgesessen sind und der Staatssekretär gar nicht persönlich anwesend war.



Doch nun genug der langatmigen Vorrede:

Der Goldene Maulkorb 2014 für die mit Abstand schlechteste Medienarbeit dieses Jahres - ein LPK-Kollege ist sogar der Meinung für das Lebenswerk - geht an den Pressesprecher des Thüringer Innenministeriums:

Stephan Hövelmans.

Nun wäre an dieser Stelle eigentlich die Replik des Preisträgers vorgesehen, aber Herr Hövelmans hat uns wissen lassen, dass er aus gesundheitlichen Gründen leider heute nicht hier sein kann.

Deshalb von dieser Stelle aus ausdrücklich: gute Besserung und baldige Genesung!

Herr Hövelmans hat uns allerdings folgende Mail geschrieben:

“Vielen Dank fuer die Einladung. Ich haette auf dem LPK-Fest gern ein paar Worte ueber den Zustand der Presse und wohl auch ueber den MDR gesagt. Aber leider bin ich diese Woche krankgeschrieben.

Dennoch ein schoenes Fest.

Vielleicht naechstes Jahr :-)”

Nun gut, es scheint uns nicht sicher, ob das mit dem „nächsten Jahr“ bei Herrn Hövelmans klappt.

Aber zumindest wir, die Korrespondenten der Landespressekonferenz, werden wieder hier sein…



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