Der Rasselbock ist ein seltenes Tier. Einsam streift er durch die weiten Höhen des Thüringer Waldes, es ist sehr schwer, einen zu sehen, noch schwerer, ihn zu jagen und ganz schwierig, ihn schließlich einzufangen.

Noch schwerer ist es, unseren Rasselbock einzufangen. Journalisten sind ja anspruchsvoll, was Informationen angeht – und ein bisschen sensibel sind sie auch.

Damit sind wir bei unserem heutigen Preisträger. Wenn es jemand gibt in Thüringen, der weiß, wie man einen Rasselbock jagt, dann ist er es. Da können sich die anderen Rasselbock-Jäger durchaus etwas abschauen.

Unser Preis geht an Detlef Baer, den Sprecher des Landtages. Er ist freundlich und umgänglich – das ist erwähnenswert, aber nicht gleich preiswürdig. Er ist immer erreichbar, ansprechbar – und er ist da. Ob nun Plenum oder U-Ausschuss, Detlef Baer versteckt sich nicht in seinem Büro, sondern steht zur Verfügung. Und – er denkt mit, das ist vielleicht das wichtigste. Wenn wir in der LPK über ein Gesetz diskutieren, findet sich kurze Zeit später eine Mail im Postfach, mit der Herr Baer die zugehörigen Parlaments-Dokumente hinterhergeschickt hat. Es geht nicht nur darum, dass eigene Haus gut zu verkaufen, es geht darum, allen die Arbeit zu erleichtern – und das ist ein Verdienst, sein Verdienst.

Darum der Hinweis an den Landtag: Nur weil der Sprecher einen Preis bekommt, macht die Institution, die ihn beschäftigt, noch nicht gleich alles richtig. Ich erinnere an die Protokolle der öffentlichen NSU-Ausschuss-Sitzungen – die würden uns die Arbeit schon ziemlich erleichtern. Und ich erinnere an so manch einen langen Freitag, wo die Themen der Tagesordnung nicht nur die Abgeordneten ermüden, sondern auch die Parlaments-Berichterstatter, die ja zuhören müssen.

Also – der Landtag kann noch etwas von seinem Sprecher lernen.

Detlef Baer wiederum muss jetzt einen Standplatz finden für den zweiten Rasselbock, den er mit nach Hause nehmen kann. Vor sechs Jahren gab es ja schon einen für die Arbeit im Kultusministerium. Das macht ihn zum führenden Jäger dieser seltenen Spezies.

Jan Bösche