Rasselbock 2006

es war der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber, der vor einiger Zeit das – mehr oder weniger – unschöne Wort vom „Problembären“ geprägt hat. Der Anlass dafür war, dass der erste wildlebende Braunbär seit dem vorletzten Jahrhundert, der deutschen Boden betreten hat, in Bayern einige Einheimische in Angst und Schrecken versetzt hatte. Wir erinnern uns: Er war nicht willkommen.

Mit dem heutigen Sommerfest der Landespressekonferenz werden wir beweisen, dass Thüringen den Bayern mal wieder ein ganzes Stück voraus ist. Denn unser Bär, von dem an dieser Stelle die Rede sein soll, ist ein Kein-Problem-Bär und damit sozusagen die Antifigur nicht nur zu Bruno, sondern noch zu einer ganzen Reihe anderer Vertreter seiner Gattung.

Unser „Kein-Problem-Bär“ ist Leiter der Presseabteilung im Thüringer Kultusministerium. Und er hat sich diesen Titel schon deshalb verdient, weil er das ist, was ein guter Pressesprecher einfach sein sollte, was aber leider eher seltener wird: Er ist fast immer zu erreichen. Der „Kein-Problem-Bär“ aus dem Kultusministerium weiß, dass die Radiomacher Frühaufsteher sind genauso wie er weiß, dass die Zeitungsmacher Nachtarbeiter sind. Und die einen wie die anderen sagen: Ja, der Bär der ist eigentlich immer da, wenn wir ihn brauchen. Und wenn er mal nicht da ist, kann man sich auf seinen prompten Rückruf verlassen. Und auf noch auf eine ganze Reihe anderer Dinge. Zum Beispiel auf eine völlig un-bärenhafte Schnelligkeit wenn es darum geht, komplizierte Journalistenanfragen zu bedienen, Gesprächspartner zu besorgen, Zusammenhänge zu erklären. Und das was ich jetzt sage, sollte ein Selbstverständlichkeit sein, aber aus gegebenem Anlaß hebe ich es trotzdem hervor: Auf das, was der Pressesprecher des Kultusministeriums sagt kann man sich verlassen, man muss es nicht tausendmalgegenchecken und überprüfen – er bindet uns keine Bären auf.

Und der Charme, mit dem der Kein-Problem-Bär eingestehen kann, dass ihn eine Journalistenanfrage gerade mal auf dem falschen Fuß erwischt und er sich selbst erst mal erkundigen muss, der ist einfach unerreicht im Kreis der Pressesprecher der Landesregierung und weit darüber hinaus. Genauso wie die Frische und Herzlichkeit, mit der er über sich selbst und seinen Brötchengeber lachen kann. Man kann mit ihm außerhalb des Protokoll persönliche Ansichten austauschen und sogar Meinungsverschiedenheiten mit ihm machen Spaß.

Denn auch wenn der eine oder andere Minister meint, ein guter Pressesprecher sei der, der die Auffassung seines Dienstherren bei jeder sich bietenden Gelegenheit referiert und mit Zähnen und Klausen verteidigt: Das vermeidet der Kein-Problem-Bär unter allen Umständen. Und gerade wegen dieser gesunden Distanz zur eigenen Arbeit, wegen der richtigen Portion Humor rufen wir ihn alle gern an.

Das alles wäre schon Grund genug, sehr verehrter Herr Bär, sie mit unserer Auszeichnung zu bedenken. Das Votum auf der Vollversammlung der Landespressekonferenz war sehr eindeutig. Auch ich habe für Sie gestimmt. Und ich hatte dafür neben all der vielen Gründe, die schon genannt wurden noch ein persönliches Motiv, das auf ein Erlebnis am 16. Juni 2006 zurückgeht.

An diesem Freitag saß ich mit einem Kollegen in Weimar in der EJBW und wir hatten 20 Schüler aus allen Teilen Thüringens zu Gast bei einem Seminar für Schülerzeitungsredakteure. Die Mädchen und Jungen sollten lernen wie man Interviews führt und dafür brauchten wir natürlich Interviewpartner, die die Schüler anrufen und befragen konnten. Unter anderem hatten wir einen Experten aus dem Kultusministerium gewonnen, der zum Thema Schuluniformen Auskunft geben wollte. Gleich drei Schüler hatten sich für dieses Thema entschieden, aber leider konnten wir den Interviewpartner, als es losgehen sollte, nicht erreichen. Was blieb uns übrig, wenn wir den drei Schülern eine Riesenenttäuschung ersparen wollten? Den Kein-Problem-Bär anrufen! Von ihrer Reaktion, sehr verehrter Herr Bär, war ich wirklich überrascht. Ich habe Sie ja wirklich überfallen. Die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung sagte also: Ja ich kann die Interviews machen. Das erste machen wir gleich, dann bring ich mein Kind zum Kindergeburtstag und wenn ich zurück bin im Büro, dann machen wir die anderen beiden Interviews. Und genau so haben wir es gemacht. Wobei ich noch hinzufügen muss: Meine Anfrage kam Freitag nachmittags 15 Uhr und zwar ohne Vorwarnung. Es sind drei sehr schöne Schülerinterviews geworden und die Mädchen und Jungen haben zwei wichtige Dinge fürs Lebens gelernt: Erstens: Ein Pressesprecher eines Ministeriums ist auch für Schülerzeitungsredakteure da. Und zweitens: Wenn Du ein Recherche-Problem hast, könnest Du den „Kein-Problem-Bär“ anrufen.

Aus all den Dingen, die ich bisher gesagt habe, ergibt sich ganz logisch das, was sie, Herr Bär, von Braunbär Bruno unterscheidet: Sie sind willkommen! Ihre Art, die Arbeit des Pressesprechers im Thüringer Kultusministerium zu machen, ist sehr willkommen bei den Mitgliedern der Landespressekonferenz. Ich zitiere gern zwei Kollegen, die ich bei der Vorbereitung dieser Laudatio um Anregungen gebeten habe. Der eine hat gesagt: Detlef Bär war doch schon immer so, auch als Pressesprecher der beiden vorhergehenden Dienstherren. Und der andere hat gesagt: Mit dem wollte ich schon immer mal ein Bier trinken gehen. Ich hab´s nur noch nie gemacht.

Gründe sind damit genug aufgezählt für den Akt, auf den diese ganze Rede hinausläuft: Lieber Detlef Bär, ich setze Ihnen hiermit die höchste Auszeichnung der Landespressekonferenz Thüringen, den Rasselbock, ins Fell! Wir wünschen Ihnen, dass sie gut mit ihm auskommen und sagen danke für ihre Arbeit. Herzlichen Glückwunsch!

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Gestaltet von Falk Heunemann